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Erste Heimlichkeit

Tief, übermannshoch und dicht ist die Buchshecke, ein dunkelgrüner Fremdkörper; sie trennt uns vom Nachbarn im Westen; gegenseitig unsichtbar, leben wir nebeneinanderher. An ihrem Fuss, bei den Wurzeln, wo der Grus von Jahren als modriger federnder Teppich liegt, läuft hangabwärts ein Betonkännel. Meist liegt er trocken, und dürres Laub sammelt sich darin. Zuweilen fülle ich einen Kübel mit Wasser und spüle ihn rein; neben der raschelnden Wasserwoge her renne ich den Kiesweg hinab und erwarte sie, die unter ihrer Fracht allmählich träger wird und beinahe verschwindet, am schmiedeeisernen Tor zu unsrem Garten neben dem Dolendeckel. Dringe ich in die Hecke ein, zwänge mich durch die zähen Zweige und das sperrige Totholz, verstärkt sich der herbe Buchsgeruch und schlägt mich an heissen Sommertagen in seinen schwarzgrünen Brodem. Sitze ich innen und blicke nach aussen, verflicht und verfilzt sich dürres Geäst schwarz vor dem Himmel; die äussere Laubhülle verwehrt den im Licht Stehenden den Einblick, mir im Finstern dagegen stört sie kaum die Sicht.

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