Читать книгу Giacometti hinkt. Fünf Wegstrecken, drei Zwischenhalte. Erzählungen онлайн

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Nun kam das Thema also auf den Tisch, in einem schändlich lockeren Ton, der sie verdross, immerhin würde sie so Mumm bekommen, das heisse Eisen zu packen. Sie nach Syrien, das würde etwas absetzen, obschon ihr Ge­fährte ein friedlicher Mensch war.

Uwe war guter Dinge, weil seinem Gesuch stattgegeben worden und die Beiträge für sein Forschungsprojekt an der ETH erhöht würden. Geht klar, hatte er ges­tern lakonisch gesagt, als sie sich danach erkundigte. Er pfiff einen Song aus den Anfängen ihrer Geschichte, nahm sie in die Arme und setzte zum Tanz an. So etwas war lange nicht mehr vorgefallen, schon gar nicht im dürren Alltag der ehemaligen Mietwohnung. Offenbar fühlte sich Uwe freier in Beton und Glas mit fashionabler Aussicht. Die fürstlich bemessene Terrasse hatten sie allerdings noch nicht eingeweiht.

Später goss sie sich statt Kaffee ein Glas Orangensaft ein, Vitaminspender, um den Disput zu eröffnen, der eintreten würde, wenn sie losplatzte: Uwe, ich werde nach Syrien gehen. Aber dann schwieg sie doch: erst denken, dann sprechen. Vorher musste sie den Argumentationskatalog bereithalten, ihn repetieren. Sie wolle etwas mitbekommen, wissen, was hinter den Mauern der offiziellen Verlautbarung abgehe. Selber sehen, was an Assads un­glaublichem Zermürbungsterror dran sei, von dem man ausschliesslich Bilder des Grauens aufgetischt bekomme. Sie halte es für ihre Pflicht als Politikerin, die Orte des Schreckens zu besichtigen.

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