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Louis Althusser3
Lenin (…) dachte in anderen Köpfen, und auch in seinem Kopf dachten andere.
Bertolt Brecht4
I
Eine brisante Offenbarung
Die aussergewöhnliche Tatsache, dass Lenin und die ersten Dadaisten 1916 in Zürich während mehrerer Monate wie zufällig nebeneinander lebten und wirkten, ist lange Zeit ganz und gar unbeachtet geblieben. Vonseiten Lenins oder seiner Nächsten kein Wort. Nichts in der publizierten Korrespondenz.5 Seine Lebensgefährtin Nadeschda Krupskaja, die in ihren Erinnerungen an Lenin nicht mit präzisen Einzelheiten ihres Wohnortes an der Spiegelgasse und ihrer Umgebung geizt, scheint überhaupt nicht zu wissen, dass in ebendieser «kleinen engen Gasse»,6 nur wenige Meter entfernt, das Cabaret Voltaire untergebracht war. Nichts auch bei den wichtigsten Biografen.7 Wir müssen auf die Studie des Historikers Willi Gautschi (Lenin als Emigrant in der Schweiz) und die romanhafte Rekonstruktion von Alexander Solschenizyn (Lenin in Zürich) warten, um – mehr als ein halbes Jahrhundert nach dem Ereignis – auch nur die schlichte Erwähnung des Cabarets im Zusammenhang mit dem berühmten Mann zu finden: