Читать книгу Wenn Sie kein Feigling sind, Herr Pfarrer. Werner Kriesi hilft sterben онлайн
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Schon fünfzehn Jahre lang ist Werner Kriesi Seelsorger dieses Mannes, er kennt ihn und seine Familie gut, hat zugehört, versucht zu stärken. Der Mann leidet an Sklerodermie, einer Verhärtung des Bindegewebes, die inzwischen auch Herz und Lunge ergriffen hat. Er hat das Gefühl, mehr und mehr zu versteinern. Rund um die Uhr auf die Pflege seiner Frau angewiesen, fällt ihm das Atmen zunehmend schwer.
«Immer wieder träume ich, wie ich eines Tages aus dem Rollstuhl falle, meine Atemschläuche dabei abreiße. Wie ich wie ein Tier am Boden verrecke.»
Der Mann schildert Werner Kriesi seine schier unerträglichen Schmerzen, sein Siechtum. Er hat einen Wunsch: Der Herr Pfarrer möge auch in seiner letzten Stunde auf Erden bei ihm sein, mit ihm und seiner Familie beten. Mit der Sterbehilfeorganisation Exit sei schon alles eingefädelt. Werner Kriesi hört zu, denkt an seine Mutter, deren Sterben und Leiden drei Jahre dauerte. Er ahnt, wie sehr die Krankheit ihn peinigt.
An dem Tag, an dem Exit dem Mann hilft, den Tod zu finden, ist Werner Kriesi als Seelsorger anwesend. Exit, die 1982 in der Deutschschweiz gegründete «Vereinigung zum humanen Sterben», hatte er bis zu diesem Zeitpunkt nur vom Hörensagen gekannt. Bald darauf, 1997, wird er Mitarbeiter bei Exit. Von 1998 bis 2006 ist er Vorstandsmitglied und Leiter der Gruppe von Frauen und Männern, die nach einer Ausbildung durch Exit als Freitodbegleiter zur Verfügung stehen, und von 1999 bis 2006 im Vorstand der neu gegründeten Ethikkommission.