Читать книгу Wenn Sie kein Feigling sind, Herr Pfarrer. Werner Kriesi hilft sterben онлайн

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Bei den Protestanten klingt es vergleichsweise moderat, Sie würden wohl sagen jesuitisch: In einer Vernehmlassungsantwort des Kirchenrats des Kantons Zürich von 2010 heißt es etwa, dass er die Beihilfe zum Suizid im Grundsatz für «äußerst problematisch» halte, dass er aber «Suizid und die Beihilfe dazu, die aus innerer Not geschehen», nicht verur­teile.26

Doch in dem Dokument steht auch die Forderung, «bei den Leidenden auszuharren» und «Geborgenheitsräume zu schaffen, die ihr Leiden lindern». Aus Sicht des Zürcher Kirchenrats geschieht das offenbar zu wenig, und daher sieht er hier ein Versagen der Gesellschaft. Nach meiner Meinung verkennt er unsere hervorragenden Pflegeeinrichtungen, die genau das bieten, was sich der Kirchenrat als Geborgenheitsraum vorstellt. Er übersieht auch den vorbildlichen Einsatz der Angehörigen, die Leidende pflegen. Aber er verkennt noch viel mehr: Das Leiden kann trotz bester Fürsorge eine solche Dramatik annehmen, dass manchen Menschen allein mit Geborgenheitsräumen nicht geholfen ist. Ich werte diese Stellungnahme der Kirche daher als eine Verharmlosung des Leidens.

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