Читать книгу Daskind - Brandzauber - Angeklagt. Romantrilogie онлайн

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Schleicht, vom Ekel geschüttelt, alleinsam durchs Dorf. Keinen einzigen Schrei hinter sich lassend. Dieser Art Wege sind taubstumm zu beschreiten. Mit verstopftem Mund wie nachts unter dem Immergrünen.

Daskind verhielt den Schritt vor der Michaelskirche. Schluckte bitteren, übel riechenden Schleim. Die Erniedrigung. Den Hass Wenn­­ich­großbinwerdeicheinenvoneuch. Oder vielleicht die Kellermarie. Wenn man ein Kind wie Daskind ist, scheint die Auswahl unbegrenzt. Nur Eulenkinder haben eine Zukunft. Anderer Kinder Leben scheint ein Tod ohne Ende zu sein. Und nähme der Tod ein Ende, was dann? Was überhaupt bei dem Leben?

Im Kind denkt’s ans Töten. Dann ist eine Macht da, im Kopf, wenn ans Töten gedacht wird.

Unter dem Chorgewölbe blieb Daskind einen Augenblick stehen. Über ihm breitete Mutter Maria schützend ihren Sternenmantel aus. In seine Falten schmiegten sich um Fürbitte betende Menschen, zur Linken der Heiligen Jungfrau fromme Männer, zu ihrer Rechten Frauen und Kinder. Die Hände Hilfe suchend erhoben, hingen ihre Blicke am Gesicht der Jungfrau, das, von einem Heiligenschein umrahmt, sanft auf sie herablächelte. Die Gottesmutter war eine Riesin, so groß, dass sich die Menschen in ihren Mantelfalten wie Zwerge ausnahmen. ­Einige gingen am Stock, andere hatten Schwären an den nackten Füßen. Einem fehlte ein Bein, der junge Mann stützte sich auf die Schulter eines Alten, dessen Gesicht von einer Wunde entstellt war. Ein Mädchen, an der Hand seiner Mutter, sah mit großen, traurigen Augen empor. Bei seinem Anblick zog sich dem Kind das Herz zusam­men. Das kannte Daskind, diese nie enden wollende Trauer in der Brust, ein schwarzer Stein, der das Atmen erschwerte. Schmerzzerfres­sen. Hasszerfressen, wenn der Schmerz nicht mehr auszuhalten war.

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