Читать книгу Daskind - Brandzauber - Angeklagt. Romantrilogie онлайн

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Eine kurze Steintreppe führte hinter dem linken Seitenaltar, der dem Schmerzensmann geweiht war, hinunter zur Sakristei. Das Sandsteinrelief über der goldverzierten Altarmensa wurde von einer winzigen Öllampe schwach beleuchtet. Die Gesichtszüge des leidenden Christus, in Schmerz erstarrt, wirkten abweisend. Der nackte, magere Leib war von den gestifteten Kerzen rußgeschwärzt. Eine Hand war abgeschlagen, die Beine grotesk ineinander verschlungen, am linken Fuß fehlte die Ferse. Daskind berührte die raue Oberfläche des Körpers, es musste sich dazu auf die Zehenspitzen stellen und weit über den Altartisch beugen. Im Herzen der silbernen Strahlenmonstranz lagen die Hostien von der letzten Totenmesse. Wenn die Wettermesse gelesen werden musste, wurde die kleinere, vergoldete Wettermons­tranz hervorgeholt. Daskind, das nicht wusste, was es am Leib des Herrn zu suchen hatte, trödelte lange vor dem Altar.

Bis es den Sigristen in der Sakristei hantieren hört. Bedächtig nimmt es Stufe um Stufe. Den jetzt unschönen Strauß mit den langen Dornen fest umklammernd. Zwingt sich, nicht an den Schmerz im blutenden Handteller zu denken. Das Blut hat Tore Hedins Geständnis und des Kindes Angstbrühe rot gefärbt. So ist alles eins geworden mit dem Kind, das Blut und die Angst und der Schmerz und der Tod eines Mörders. Kein Loch, durch das Daskind aus dem Kreis schlüpfen könnte. Sieht dem Sigristen ins faltige Altmännergesicht. In die geröteten Augen. Saugt sich an ihnen fest, als wäre das ungläubige Staunen in diesen Augen eine feste Burg. Der Unverstand des Sigristen ein sicherer Hafen. Streckt dem Sigristen die Angst und das Blut und den Schmerz, den Tod entgegen. Der ihm, angewidert von der Geste, die Tür weisen will. Daskind bleibt unter der schweren Holztür stehen, mit den zerstörten Rosen in der ausgestreckten Hand.

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