Читать книгу Nochmal tanzen. Roman онлайн

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Ich liebe dieses Spiel. Manchmal machen Pong und ich uns einen Spaß daraus, an einer Touristendestination zu beobachten, wie die Touristen feilschen. Die meisten haben keine Ahnung von den Preisen. Sie markten um zehn Baht und merken nicht, dass sie das Zehnfache bezahlen.

Und, aufgeheitert? Ich muss nach vorne, es sind Kunden gekommen.

Lass Dich umarmen.

Martin

Alice schaltet den Computer aus. Einkaufen ist eine gute Idee.

3

Lehrerin Wehrli rollt den Fernseher ins Schulzimmer. Ohne aufzusehen, sagt sie: «Michael und Cleophea, würden Sie bitte die Jalousien herunterlassen?» Die beiden stehen auf und ziehen an den Gurten, bis die Sonne ausgesperrt ist. Wehrli erläutert die Aufgabe: Den Gesprächsverlauf notieren und danach über eine der aufgeworfenen Fragen einen Aufsatz schreiben. Benotet wird beides.

Fleur protokolliert: «Thema Sterbehilfe, Diskussionssendung mit TV-Moderator, Psychiater, Chefarzt, Leiter Sterbehilfeorganisation EX, reformierter Theologe, Modedesignerin». Sie schüttelt ihre Rechte und schreibt weiter. «Ich hatte noch nie einen Patienten, für den ich Selbstmord als Lösung in Betracht zog», sagt der Psychiater. Sie möchte einwenden, über Selbstmord entscheide nicht er, sondern der Patient, doch sie überhört, was der Leiter der Sterbehilfeorganisation entgegnet. Nicht denken jetzt, notieren. «Chefarzt: ‹dank neuster Medikamente müssen Todkranke nicht mehr leiden, deshalb lehne ich Suizidhilfe ab. Ich plädiere für Pali ... ›», Fleur schaut fragend zur Deutschlehrerin. Diese beugt sich über ein Heft. Fleur notiert: «Modedesignerin widerspricht. Ihr Partner habe drei Jahre im Spital gelegen, Lungenmaschine, Schmerzen trotz Morphium, Atemnot. Eine Qual, auch für sie. Deshalb sei sie der Sterbehilfeorganisation beigetreten. Sie wolle selber entscheiden, wann genug gelebt sei. Das sei ihr freier Wille. Der Theologe fällt ihr ins Wort. Den freien Willen gebe es nicht. Der Wille werde von der Gesellschaft beeinflusst. Die Freiheit sei Gott. Fleur denkt an den Brief in der Klosterkirche. Ein Gott, der straft, Gebote erlässt und Verzweifelte im Stich lässt, soll Freiheit bedeuten. Der Ex-Leiter sagt: «Jeden Tag bringen sich in der Schweiz vier Menschen um. Im Jahr sind das 1300 Menschen. Dazu kommen 6000, die versuchen, sich das Leben zu nehmen, und dabei scheitern. Viele dieser Versuche haben Behinderungen zur Folge.» Ihr fällt die Schülerin ein, die sich von der Schulterrasse im fünften Stock gestürzt hatte, als Fleur noch in der Probezeit war. Sie weiß nicht, warum die Schülerin sterben wollte. Der Druck sei zu groß, schrieb die Schülervertreterin damals in einem offenen Brief an den Rektor. Seither ist die Terrasse geschlossen.

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