Читать книгу Es ist kalt in Brandenburg. Ein Hitler-Attentat онлайн
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Das Gymnasium gibt es immer noch, und Studienrat Schertl, der schon zu Bavauds Zeiten dort unterrichtet hat, ist immer noch im Amt und sagt, alles sei damals, 1938, ganz normal gewesen, nichts Ausserordentliches sei passiert in jenen Zeiten. Er hat deutsche Literatur, Altphilologie, Geschichte und Kunstgeschichte unterrichtet, damals. Gewisse Dichter seien in der Schule nicht behandelt worden, das empfinde er als ganz normal, auch ohne staatliches Geheiss hätte er keine Lust gehabt, Brecht, Thomas Mann, Alfred Döblin durchzunehmen. Juden habe man natürlich nicht im Schuldienst toleriert, auch Kommunisten nicht, das sei selbstverständlich gewesen. Er selbst sei politisch nicht engagiert gewesen, sondern habe sich ganz normal, wie andere Lehrer, verhalten.
Alles ganz normal, sagt Schertl nach jedem dritten Satz.
In der Geschichte habe man den Akzent mehr auf die Mythen-Forschung gelegt, zum Beispiel seien die Sagen rings um den Watzmann, den bekannten Berchtesgadener-Berg, ein beliebter Schul-Stoff gewesen, auch die Geschichte des Oktoberfestes habe dazugehört. Vor dem Unterricht habe die Schülerschaft mit dem Hitlergruss gegrüsst, und nur wenige seien nicht Mitglied der HJ gewesen, Kinder von Generälen etc., deren Eltern mit Verachtung auf die Nazis heruntergeschaut hätten.