Читать книгу Die Steuersünder. Kriminalroman онлайн
3 страница из 95
Was, zum Teufel, wollte der Steuerheini von ihm?
Zum Gespräch am Donnerstag nahm Kellenberger die Kopie seiner letzten Steuererklärung mit. Das Rathaus am Marktplatz strahlte frisch renoviert in leuchtendem Rot. Dort wurde das Steuergesetz ausgebrütet und alle paar Jahre revidiert. Verschiedene seiner Berufskollegen saßen dort im Parlament. Kellenberger überlegte, wen er um Hilfe angehen konnte, falls dieser Matter schwierig werden sollte.
Die Steuerverwaltung belegte mehrere Stockwerke in einem Bürogebäude an einem kleinen Platz, der sinnig Fischmarkt hieß. Kellenberger stellte sich vor, wie vor hundertfünfzig Jahren feiste Händler mit roten Backen ihre stinkende Ware auf Holztischen feilboten und wie die Dienstmädchen mit ihren weißen Häubchen aus dem zappelnden Angebot in den Blecheimern die schönsten Felchen oder Regenbogenforellen aussuchten und zusahen, wie der Verkäufer ihnen die Köpfe abhackte.
Er fand Matter in einem kleinen Büro hinter einem großen Schreibtisch mit einem Seitentisch für den Computer. Das Pult war aufgeräumt; er sah nur zwei Aktenstapel und die Rückseite einer postkartengroßen Fotografie mit Silberrahmen. Die Wand gegenüber wurde von Metallschränken eingenommen, und hinter Matters Rücken hing ein großer Farbdruck aus dem Staatlichen Kunstkredit; er zeigte den Rhein mit der ältesten Brücke im 19. Jahrhundert. Originale gab es erst ab Stufe Abteilungsleiter. Dem Büro fehlte jegliche Harmonie, keine Zimmerpflanze rettete das Ambiente. Der einzige sympathische Gegenstand war die Fotografie; Kellenberger war neugierig auf das Bild, das ihm verborgen blieb.