Читать книгу Die Steuersünder. Kriminalroman онлайн
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Als er sich zum Weggehen bereitmachte, läutete das Telefon. Es war zehn vor sieben. Für einen geschäftlichen Anruf war es zu spät, und seine paar Freunde und Bekannten riefen ihn – wenn überhaupt – zu Hause an. Er hob ab.
«Ja», sagte er, leicht ungeduldig.
Eine Frauenstimme sprach. «Herr Dr. Kellenberger?»
«Ja, wer spricht?»
«Sind Sie allein? Können Sie sprechen?»
«Ja.» Jetzt wurde er neugierig.
«Mein Name ist Sylvia Matter», sagte die Frauenstimme. «Kann es sein, dass Sie meinen Mann kennen, Herbert Matter?»
«Allerdings!», entfuhr es Kellenberger. Dann fiel ihm ein, dass auch sie zu Matters Opfern zu zählen war. Freundlicher fuhr er fort: «Was veranlasst Sie, mich anzurufen?»
«Ich möchte nicht am Telefon weiterreden. Wann kann ich Sie allein sprechen?»
«Geben Sie mir wenigstens ein Stichwort.»
«Vaduz.»
«Ich bin heute Abend frei. Wenn Sie mich in meinem Büro besuchen wollen, können wir ungestört reden.»
«In zwanzig Minuten bin ich bei Ihnen.»
8
Michael Kellenberger führte seine Besucherin in sein kleines Konferenzzimmer. Sylvia Matter trug einen grünen Hosenanzug. Ihr Haar war braun gefärbt mit einem Stich ins Rötliche, kurz geschnitten und straff nach hinten gekämmt. Darunter traten starke Backenknochen hervor, und trotz eines sorgfältigen Makeups waren bei beiden Augen Krähenfüsse sichtbar, und tiefe Falten zogen sich von den Nasenflügeln zu den Mundwinkeln hinab. Die grauen Augen blickten streng, und das breite Gesicht wirkte gehetzt und müde. Der Anwalt schätzte sie auf Mitte vierzig.