Читать книгу "Wenn Du absolut nach Amerika willst, so gehe in Gottesnamen!". Erinnerungen an den California Trail, John A. Sutter und den Goldrausch 1846-1849 онлайн

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Die Beziehung zum älteren Bruder blieb auch in den Jahren nach der Konfirmation gespannt, umso mehr, als Peter nach dem frühen Tod seiner Frau ins Elternhaus zurückgekehrt war. Zum einen gestaltete der grosse Altersunterschied von gut neun Jahren das Verhältnis zwischen den Brüdern schwierig, zum anderen scheinen sie auch in ihrer Art sehr verschieden gewesen zu sein; dies jedenfalls lassen einige Episoden vermuten, die Lienhard offensichtlich tief gekränkt hatten. Am meisten litt Heinrich, wie schon als Kind, unter der Parteilichkeit des Vaters, der bei Streitigkeiten, ohne nachzufragen, stets dem Älteren Glauben schenkte und die Rivalität der Brüder dadurch noch verstärkte. In dieser ungerechten Behandlung des Vaters liegt wohl auch Lienhards spätere Art begründet, bei einem Streit – ob selbst involviert oder nur um seine Meinung gebeten – den Hergang des Geschehens immer genau zu rekonstruieren beziehungsweise sich erzählen zu lassen, wenn nötig auch zweimal.

Als Erwachsener konnte sich Lienhard das Verhalten seines Vaters mit dessen eigener, besonders harten Jugend erklären. Kaspar Lienhard verlor als Ältester von fünf Geschwistern mit dreizehn Jahren seine Mutter,41 und der Vater, der dem Kartenspiel verfallen war, sorgte mehr schlecht als recht für seine Kinder. «Daher kam es denn wohl auch», glaubt Lienhard, «dass unser Vater, da [er] eine freudlose Jugend durchgemacht,42 selbst keinen richtigen Begriff von einem gutgeordneten Familienleben hatte. Er war hart, ohne es eigentlich zu wollen, er war einseitig, ohne dass er es beabsichtigte.»43 Für den älteren Bruder findet Lienhard keine versöhnlichen Worte dieser Art.

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