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Joy Joint Joyce Choice Rejoice

Für Fritz Senn, der vom Verleger Daniel Keel mir nichts, dir nichts, Joyce nichts entlassen wurde.

Der zärtliche Wortaufschlitzer kultivierte Syntaxmörder geile Sprachbock irische Adjektivsäufer wäre heute vielleicht ein Jahrhundert alt geworden, am 2. Februar, wenn er nicht so viel getrunken hätte. Wie habt Ihr die Wörter am liebsten? Saignant, à point, à poil, well done? Mit Weihwasser abgeschmeckt if you please. Ein Katholenbock war er auf jeden Fall, der liebe Jubilar, und ein Apostat, und ein Pionier natürlich. Dieser ewige Eroberungstrieb bei den Iren. Irische Missionare wie Gallus, der nimmt einen Urwald im Osten der Schweiz in Besitz, rodet und schneidet, brennt und leidet; später Joyce, der unterwühlt das ganze Territorium der Sprache, nimmt es unterirdisch in Besitz. Rejoice! Der rodet nicht, im Gegenteil, lässt altneue Wörter unbekannte totgeglaubte Schling-Schluck-Schlickpflanzen wuchern und treiben, Wucher treiben mit seinem Sprachtalent.

Polizigschtunt, Sechsaloitn, it is Polizigschtunt. Daran merkt der gebildete Zuricker, dass der liebe Verstorbene auch einmal in Zurick gelebt hat, wo er prompt gestorben ist, wo er auch liegt, unter einer Statue dass Gott erbarm, auf dem Friedhof Fluntern gleich hinter den Tieren des Zoologischen Gartens, und ein Schiess-Stand war dort auch in der Nähe damals als er versenkt wurde, kein Zweifel, dachte er, ich liege in schweizerischem Boden, aber unterdessen ist dieser Stand ersetzt worden durch eine Sportanlage, und das sieht auch noch nach Schweiz aus. Die Statue auf dem Grab ist wirklich die Höhe. Hier hat einer gründlich gearbeitet, bis sie so schlecht war. Nach dem ersten Entwurf dachte der Bildhauer: Das langt noch nicht, es muss noch blöder werden; hat neu modelliert, fand die zweite Version immer noch nicht schlecht genug, und erst beim dritten Anlauf ist ihm der Dreck vollkommen gelungen, und jetzt sitzt die Statue, welche Joyce darstellen soll, mit verrenktem Bein auf dem Grab von Joyce und drückt auf das Grab und denkt wie der Denker von Rodin und wird länger dauern als das Skelett darunter. Ist übrigens ein vornehmer Friedhof Gottesacker Leichenzwacker (Züribärg), und die Bewohner der umliegenden Gräber sehen nicht so aus, als ob sie den rüpelhaften obszönen unflätigen blasphemischen versoffenen Irländer gelesen oder gar geschätzt hätten, die Leichen vertreiben sich hier oben die Zeit doch eher mit Daphne du Maurier oder Sandra Paretti oder im Extremfall mit Emily Dickinson, Dünndruckausgabe. Zwei Tage bevor er starb, erhielt Joyce eine Bluttransfusion, das Blut wurde zwei Neuenburger Soldaten entnommen, die gerade in der Nähe waren (1941, Aktivdienst). Darob war der sterbende Weissweintrinker sehr glücklich: «Ich habe den Neuenburger immer sehr gern gehabt», sagte er (mit letzter Kraft).

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