Читать книгу Reportagen 1+2 онлайн
165 страница из 255
Und seither ist er bekanntlich ein Klassiker geworden ein Kulturgegenstand ein Kultgegenstand ein Heiliger eine ewige Fundgrube ein Nonplusultra des Jahrhunderts ein Sprachsteinbruch ein kanonisierter Sprachrevolutionär Sprachterrorist bei dem sich alle ihre Munition holen von Michel Butor bis Philippe Sollers in Tokyo Paris New York Manila Zurick hat er die Wortarsenale gefüllt und aus allen anglistischen Seminarien und Kolloquien und Symposien schallt es unablässig: Heilig Heilig Heilig heilig ist der Herr Zebaoth Joyce, und ganze Bataillone von Joycianer/innen knübeln kitzeln kützeln knipsen kirren kosen kürschen seine Sätze und treten, bis zum Halszäpfchen mit Bierernst gefüllt, statt mit einem guten Schluck Whisky, in sein Werk hinein wie in ein Hochamt in eine Heilige Messe Sprachmesse Sinnmesse Wortmesse Wortmustermesse, und lutschen am Messbrocken Kotzbrocken und nehmen den Anfang des Romans ULYSSES ganz wörtlich und lassen sich religiös messmässig heiligmässig überhauchen, denn da steht ja am Anfang wirklich INTROIBO AD ALTARE DEI, und so fing bekanntlich die katholische Messe an zu Zeiten des Jesuitenschülers Joyce und genau mit einer solchen religieusen Haltung (aber Joyce hat vielleicht eine schwarze Messe gemeint? Und hat es lustig haben wollen?) und dem Weihwasser der Linguistik in der semantischen Feldflasche treten die Joycegloybigen in sein Wärk Wurk work in progress und merken und merksen und murksen sich eins, und melken alle Wörter und alle sind heilig holy genial holy smokes sinnvoll vieldeutig mehrdeutig semantisch vermessbar umkehrbar spitzkehrig innovatorisch ikonoklastisch inkantatorisch superlatorisch superfetatorisch und eine schwache Stunde hat der Meister nie gehabt, no Sir, einmal Genie immer Genie. Und natürlich verstehen wir das meiste nicht, aber das macht nichts, wir lassen uns wiegen (wie auf schwankem Kahne der See). Zum Beispiel «Finnegans Wake» verstehen wir natürlich nicht, Ezra Pound hat es auch nicht mehr verstanden und war doch sonst ziemlich gebildet und sehr von Joyce eingenommen – aber indem wir behaupten, «Finnegans Wake» sei ein geniales Buch, beweisen wir, dass wir noch besser dran sind als der hochgebildete Ezra Pound. Das Buch ist von Joyce, es muss demnach genial sein.