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Es leuchtet also nicht ganz ein, dass, wie Bonjour sagt, «vieles von dem, was so verborgen werden sollte, mit ein bisschen Spürsinn rekonstruiert und anderswo aufgetrieben beziehungsweise erfahren werden kann» (Bonjour). Wie denn? Durch Hausfriedensbruch und Sachbeschädigung? (Einbruch in private Archive). Durch Rekonstruktion der Aschenteilchen der verbrannten Dokumente? Oder indem man die «Fähigkeit des Historikers zu warten» kultiviert (Bonjour)? Die «Fähigkeit zu warten» kann auch eine «Unfähigkeit zu trauern» verdecken und kann die Bewältigung der Vergangenheit auf den Sanktnimmerleinstag verschieben.

Nun muss man allerdings fragen, für wen der Historiker schreibt und «bewältigt». Für seine Historikerkollegen? Im Hinblick auf die Erklimmung eines Lehrstuhls? Um ein Nationalfonds-Stipendium zu ergattern? In der Schweiz herrscht, im Gegensatz zu Frankreich, ausgerechnet bei jungen Historikern die Ansicht, dass nur garstig-langweilig geschriebene Darstellungen als wissenschaftlich zu betrachten sind. Die zeitgeschichtliche Literatur (Ausnahme: Bonjour) ist denn auch entsprechend: In kleinen Auflagen kommt sie nicht unters Volk, sondern unter die Spezialisten, wird kurz von «Fachleuten» diskutiert und schnell vergessen, hat keine Folgen, ausser eben das Nationalfonds-Stipendium oder ein Lehrstühlchen.

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