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Nach dem Besuch bei Stapfer ein Telefongespräch mit Frau Pfarrer Hürlimann. Ihr Mann, der Zaugg und Schläpfer betreute, ist vor zwei Jahren gestorben. Er habe die Gerechtigkeit des Urteils nicht erwägen müssen, sondern ihnen beim Hinübergehen behilflich sein. Pfarrer Hürlimann hat nie Politik gemacht, stand aber auf dem Boden von Luther und Zwingli. Es sei nicht leicht gewesen für all die Herren, die der Hinrichtung beiwohnen mussten. Ihres Mannes Haare wurden damals innert kurzer Zeit weiss. Es habe ihn furchtbar mitgenommen, aber er musste es so annehmen, wie es ihm von der Obrigkeit gegeben war. Der Mann hat nie Ferien genommen, seine Erholung war das Militär. Er musste die beiden dazu bringen, ihre Schuld zu akzeptieren, sagt sie wörtlich. Wenn einer Krebs hat oder einen Unfall, muss der Pfarrer ja auch Trost bringen und die Verzweiflung abwehren. Ihr Mann hat immer zu den geistlichen Verrichtungen Gedichte gemacht, oft Mundartgedichte. So hat er auch die Hinrichtung im Gedicht aufgehoben. Das Gedicht darf sie nicht bekannt machen, sie ist ans Pfarrergeheimnis gebunden, aber es stehe etwas drin vom Wald, der im ersten Morgenlicht lag (es war eine Morgenexekution), und wie die ersten Vögel gepfiffen hätten und alles von der barmherzigen Natur verklärt worden sei.