Читать книгу Bruder Tier. Mensch und Tier in Mythos und Evolution онлайн
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Erdenkreuz der Weltenseele, nach einer Zeichnung Rudolf Steiners11
Diesen Zusammenhang behandelte Rudolf Steiner in der Zeit 1905/06 öfter; zum Beispiel auch in einem Vortragszyklus in Paris über Kosmogonie.12 Hier kann uns eine Formulierung besonders interessieren:
Nehmen wir einmal an, wir sähen zwei Brüder, von denen der eine intelligent und schön, der andere hässlich und beschränkt ist. Was würde man von einem Menschen sagen, der glauben würde, dass der intelligente Bruder von dem idiotischen abstamme? Auf dieser Linie liegt der Irrtum des Darwinismus in Bezug auf die Rassen. Der Mensch und das Tier haben einen gemeinsamen Ursprung. Die Tiere sind eine Dekadenzerscheinung von einem gemeinsamen Vorfahren, von dem der Mensch den höheren Entwicklungsgrad darstellt.
Das braucht uns nicht hoffärtig zu machen, denn nur den niederen Reichen ist es zu danken, dass die höheren sich entwickeln konnten.13
Anschließend stellt Rudolf Steiner diese Tatsache in einen Zusammenhang mit der Demut des Christus bei der Fußwaschung (Joh. 13). Diese Haltung ist es, die wir bei Karl König erleben können und die zu der Formulierung «Bruder Pferd» im letzten der Aufsätze führte, woraus der Freund und Verleger Fritz Götte den Buchtitel Bruder Tier ableitete. Im gesamten Werk finden wir immer wieder Textstellen, in denen Karl König das Tier als vom ätherischen Weltenwesen durchzogenes Geschöpf schildert. Auf diese Zusammenhänge ist er bereits durch Goethes Metamorphoselehre aufmerksam geworden, die von diesem Strom des Lebens handelt, der in seinen typischen Ausprägungen – als «Typus» bezeichnet – von der Urpflanze zum Urtier bis herauf zum Menschen in drei Stufen aufsteigt, von denen Goethe einmal sagt: