Читать книгу Bruder Tier. Mensch und Tier in Mythos und Evolution онлайн

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Aber Karl König erlebte dieses brüderliche Verbundensein nicht nur gegenüber den hilfebedürftigen Menschen. Er war davon gleichermaßen erfüllt gegenüber den Tieren. So ergab es sich ganz konsequent, dass er auch – um dieses etwas sonderbar Anmutende zu sagen – für die Menschlichkeit des Tieres eintrat. Eine Hauptquelle war ihm dabei die Evolutionslehre seines Lehrers Rudolf Steiner, des Begründers der Anthroposophie, welche von der Schicksalsverbundenheit von Mensch und Tier spricht, die schon von Urvergangenheiten her besteht. Es ist eine Evolutionslehre, welche von der Trennung des Tierischen (wie auch des Pflanzlichen und Mineralischen) im Menschwerdungsprozesse spricht, aber auch von einer kommenden Wiedervereinigung oder – paulinisch gesprochen – von der Erlösung der Kreatur.

Karl König ist in seinem Denken und Sinnen einer solchen christlichen Strömung tief verpflichtet, damit aber auch Goethes morphologischen Arbeiten, die ihn den jeweiligen Typus als Abwandlung einer ideellen Grundgestalt aufzusuchen lehrten. Es ist die Lehre von jener «haushältischen Natur», die sich, wie Goethe im Anschluss an Geoffroy de Saint-Hilaire schreibt, «einen Etat, ein Budget vorgeschrieben, in dessen einzelnen Kapiteln sie sich die vollkommenste Willkür vorbehält, in der Hauptsumme jedoch sich völlig treu bleibt, indem, wenn an der einen Seite zu viel ausgegeben worden, sie es der anderen abzieht und auf die entschiedenste Weise sich ins Gleiche stellt». Man wird diesem Goethe-Schlüssel auf den folgenden Seiten wiederholt begegnen.

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