Читать книгу Die entkoppelte Kommunikation. Warum wir immer mehr wissen, aber immer weniger verstehen онлайн

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In jedem Kommunikationsvorgang sind alle Ebenen des Selbst gleichermaßen einbezogen und angesprochen. Jede Kommunikation wird so zu einem Vorgang von immenser Komplexität. Die Kardinalfrage lautet immer: Wie stelle ich als Sender sicher, dass meine Botschaft beim jeweiligen Empfänger so ankommt, wie ich sie verstanden wissen möchte? Ihnen und mir ist vollkommen klar, was gemeint ist, wenn gesagt wird, dass der Ton die Musik macht. Genau darin, in dieser Allerweltsweisheit, liegt eines der Grundprobleme interpersonaler Kommunikation zwischen Individuen verborgen. Wenigstens an einem Beispiel will ich dies aufzeigen. Wer sich für Details interessiert, der sei auf die Bücher von Eric Berne und auf seinen Schüler Thomas H. Harris verwiesen. Von Berne stammt übrigens das wohl bekannteste aller Bücher zum Thema Transaktionsanalyse: Was sagen Sie, nachdem Sie „Guten Tag“ gesagt haben?


Zu unserem kleinen Beispiel. Sachlich, wie Sie meinen, fragen Sie Ihre Frau, ob sie sich schon Gedanken über den nächsten Urlaub gemacht habe. Sie sind Ihrerseits bester Absicht bei dieser Frage und wollen sich lediglich über einen bestimmten Stand der Dinge informieren. Ihre „sachliche“ Frage treibt Ihre Frau zunächst in einen Wutausbruch à la „Muss ich mich denn immer selbst um alles kümmern?“ Und anschließend in einen Weinkrampf (verbunden mit der schluchzend vorgebrachten Frage, ob sie sich den Urlaub, wie letztes Jahr, von vornherein abschminken könne). Ihre ganz rational auf das Erwachsenen-Ich ihres Gegenübers zielende Frage ist also auf den beiden irrationalen Ebenen des Empfänger-Selbst gelandet. Auf der Ebene des Eltern-Ich, das Sie zur Räson rufen möchte und auf der Ebene des Kindheits-Ich, das unterschiedlichste unverdaute Probleme mit der vielleicht erst neueren Erfahrung eines berufsbedingt abgesagten Urlaubs hochkocht. So weit zu der möglichen Analyse von Transaktionen.

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