Читать книгу Das Dorf des Willkommens онлайн

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Die religiöse Verehrung der Heiligen Cosmas und Damian ist in Riace auch heute noch groß, denn in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts wurden ihre Reliquien von Rom in die Wallfahrtskirche von Riace überführt. Sie werden in einem silbernen Schrein aufbewahrt, der die Form eines Arms hat, und dieser wird jeden zweiten Sonntag im Mai in einer feierlichen Prozession von der Mutterkirche im alten Dorf auf dem Hügel hinunter zum Strand und weiter bis zu dem Felsen mit dem Fußabdruck getragen.

Dieses »Maifest« ist eine Feier, die vor allem die Dorfgemeinde vereint. Es gibt aber noch ein größeres »Septemberfest«, das immer vom 25. bis 27. September gefeiert wird, weil am 26. der Jahrestag ihrer Enthauptung ist. Das wichtigste Fest von Riace wird nicht nur von den Einwohnern mit Spannung erwartet, sondern lockt auch viele Besucher ins Dorf. Schon im Vorfeld sorgt es für lebhafte Diskussionen in den Häusern und Bars, schafft neue und erneuert alte Bekanntschaften und soziale Netzwerke, setzt Gerüchte, Ideen und Meinungen in die Welt. Die Pilger kommen aus den nahe gelegenen Provinzen wie Vibo Valentia und Catanzaro, wo der Kult noch ganz besonders tief empfunden wird, aber darüber hinaus strömen auch Menschen aus ganz Italien herbei. Die Einwohner Riaces sind dann angehalten, den Fremden ihre Türen zu öffnen, um dem Vorbild des Willkommens und der Integration zu folgen, das die Heiligen hinterlassen haben. Seit Jahrhunderten schon werden die religiösen Festtage von einem großen Volksfest begleitet, bei dem früher auch mit Vieh und Geflügel gehandelt wurde. Heute hat sich das Septemberfest stark verändert, aber in dem noch ein wenig bäuerlichen Riace, in dem ich aufgewachsen bin, war das Warten auf die Gläubigen, die auf Wallfahrt zu uns kamen, schon Tage zuvor überall greifbar.

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