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Ich fing mit ein paar langsamen Stücken an, die hier wunderbar zu spielen waren, weil es so schön leise war. In Athen wären solche Lieder nie möglich gewesen. Dort hatte ich laut schreien und voll in die Saiten hauen müssen, um bei dem allgegenwärtigen Lärmpegel gehört zu werden.

Nach vier Liedern lag der Ködereuro immer noch ganz allein in meiner Mütze. Bislang waren erst zehn oder fünfzehn Menschen vorübergegangen, allerdings merkte ich dabei wieder, dass wenige Zuhörer einen entscheidenden Vorteil haben: Der Einzelne fühlt sich viel mehr angesprochen.

In solchen Situationen war es so gut wie ausgeschlossen, dass jemand stehen blieb, um zuzuhören – dazu mussten viel mehr Menschen unterwegs sein oder bereits andere dastehen und zuhören. Der Erste zu sein, ist schwer. Welche Kraft es war, die die Menschen daran hindert, wusste ich nicht; vielleicht Angst, Respekt oder Scheu – jedoch sollte ich bald feststellen, dass es solche Berührungsängste in anderen Kulturen nicht gab.

Erst beim sechsten Lied bekam ich fünfzig Cent. Damit war ich erlöst. Denn prinzipiell gab ich nie einen Platz auf, ohne die erste Spende erhalten zu haben – auch wenn es manchmal sehr lange dauern konnte. Also nahm ich die fünfzig Cent plus Ködereuro aus meinem Hut und packte meine Sachen. So schlecht wie heute war es nur selten gewesen. Fünfzig Cent in einer knappen halben Stunde! Lust zum Weiterspielen hatte ich trotzdem noch, ich musste nur einen besseren Platz finden …

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