Читать книгу Die Regeln. Kodex für Radsportjünger онлайн
11 страница из 78
Leidenschaft ist das schwer in Worte zu fassende Element, das uns als Radsportler verbindet. Leidenschaft ist es, was wir mit den Jungs gemeinsam haben, die gut genug sind, um mit Radfahren ihren Lebensunterhalt zu verdienen und die Rennen zu gewinnen, von denen wir nur träumen, sie eines Tages bestreiten zu dürfen. Auch sie haben einst geträumt; ob es Tom Simpson war mit den Postern von Fausto Coppi an der Wand seines Kinderzimmers oder der 16-jährige Eddy in seinem geschenkten Faema-Trikot, von dem er den aufgestickten Sponsorennamen abknibbelte, um an seinem ersten Rennen teilnehmen zu können. Passion für den Radsport ist es, was diese Heroen mit dem Kerl verbindet, der neulich bei der Winterbahn-Serie im Velodrom unvermittelt von der Überhöhung in die nicht vorhandene Lücke vor mir herabschoss. (Er steht selbstredend im Notizbuch.)
Ich denke nicht oft über den Stellenwert nach, den der Radsport in meinem Leben hat, aber ich wurde dazu gezwungen, als mir neulich jemand sagte: »Es muss schön sein, dass Sie Ihr Hobby zum Beruf machen konnten.« Hobby? Hobby? Ich war seltsam empört über den Ausdruck. Hobby, das hört sich in meinen Ohren nach etwas Zwanglosem an, nach etwas, was man einfach so anfangen und wieder drangeben kann, nach etwas, was man in seiner Freizeit tut, nur aus Lust und Laune und ohne jeden Ernst. Klar, Radsport macht Spaß und natürlich ist er im Vergleich zu den wirklich ernsten Dingen des Lebens eine entspannte Sache. Wenn es hart auf hart kommt, gehen andere Dinge vor, aber dennoch habe ich das Rennradfahren nie als lockeren Spaß empfunden. Vielmehr habe ich die Idee, mich auf dem Rad mit anderen zu messen, weitaus ernster genommen als die meisten anderen Dinge in meinem Leben und ich habe auf jeden Fall viel mehr Gedanken daran verschwendet. Ich hatte unglaubliches Glück, dieser Leidenschaft auf meine Weise folgen konnte: dass ich auf mäßigem Niveau selbst Rennen bestritten habe (und immer noch bestreite), dass ich die Chance hatte, wichtige Radrennen hautnah zu erleben, und dass ich einige der ganz Großen persönlich treffen durfte. Es war für mich nie einfach nur eine Möglichkeit, meinen Lebensunterhalt zu verdienen, obschon ich das Glück hatte, dies zu tun.