Читать книгу Handbuch der Poetik, Band 1. Eine kritisch-theoretische Darstellung der Dichtkunst онлайн

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Wenn er bei der Ausarbeitung des ersten Teiles seines Laokoon nun doch zu dem Ausdrucke "Handlung" zurückkehrte, so geschah es, weil er die Unterscheidung zwischen einfachen und kollektiven Handlungen für den zweiten Teil sich vorbehalten und für den ersten, allgemeiner gehaltenen, nur den Begriff eines Komplexes von Veränderungs- oder Bewegungsmomenten ohne irgendwelche nähere Präzisierung setzen wollte. Er ließ sogar die Forderung der Einheit fallen; auf nichts weiteres sollte es ankommen als auf das Moment der Zeitfolge, der Sukzession. Selbst die ganz unentbehrlich scheinende Bestimmung, dass es "Veränderungen" sein müssen, als deren "Folge" sich die Handlung darstellt, kommt nicht zum Ausdruck; statt dessen wird der denkbar allgemeinste Terminus gewählt: "Folge von Gegenständen oder deren Teilen."

Völlig selbstverständlich ist es, zum Überfluss auch noch durch die bekannte Stelle aus den Abhandlungen über die Fabel zu erhärten, dass es Lessing nicht einfallen konnte, sich diese "Folge von Gegenständen", unter denen schlechterdings ja doch nur "Veränderungen" oder "Bewegungen" verstanden werden können, auf die Körperwelt eingeschränkt zu denken, sondern dass er sich dieselbe auf das geistige Gebiet im weitesten Sinne ausgedehnt dachte: "auch jeder innere Kampf von Leidenschaften, jede Folge von verschiedenen Gedanken, wo eine die andere aufhebt,"2 ist ihm eine Handlung.

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