Читать книгу Handbuch der Poetik, Band 1. Eine kritisch-theoretische Darstellung der Dichtkunst онлайн

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So ist es denn auch nicht angänglich den Lessingschen Begriff der Handlung gegen Herders Polemik im 16. Abschnitt des ersten kritischen Wäldchens ins Feld zu führen.

Herder erkennt an, dass die bildenden Künste im Raume wirken, aber er leugnet entschieden Lessings Antithese, dass die Poesie in der Zeitfolge wirke: nicht in der Zeit, sondern durch die Zeitfolge wirke sie, das Mittel dieser Wirkung sei in der Poesie die Kraft; somit seien die Künste der Zeitfolge, Musik und Poesie als die Künste der Energie zu bezeichnen. Die Kraft, die den Worten beiwohnt, welche unmittelbar auf die Seele wirkt, "ist das Wesen der Poesie, nicht aber das Koexistente oder die Sukzession".4 Diesen von Herder vermissten Begriff der Kraft meint Blümner in dem Begriff der Einheit der Handlung als gegeben zu finden und mit diesem einen Schlage Herders ganze Argumentation in Nichts aufzulösen; als ob, auch abgesehen davon, dass Lessing die Forderung der Einheit im Laokoon geflissentlich beiseitegelassen, der weitere Begriff "eine Folge von Gegenständen oder Veränderungen" oder der engere "eine einheitliche Gruppe daraus" das Geringste daran änderte, dass Lessing auf den Unterschied des Koexistenten in der Malerei und des Sukzessiven in der Poesie seine gesamte Schlussfolgerung gründet, und grade dieses ist es ja, wogegen Herders Polemik sich richtet!

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