Читать книгу Hybridtheater. Neue Bühnen für Körper, Politik und virtuelle Gemeinschaften – Drei Gespräche онлайн

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Die Theaterarbeit von Arne Vogelgesang und internil beobachtet und nutzt die Veränderungen sozialer Interaktion unter den neuen Bedingungen der Kommunikation auf digitalen Plattformen. Zum Beispiel im Hinblick auf die Art und Weise, wie sich in einem alternate reality game wie QAnon die Rolle vom individuellen Menschen auflöst und Teil eines Spiels wird, das durch verschiedene puppetmaster eine Wirklichkeit konstruiert, die für viele Menschen nicht in Anführungsstrichen steht. internil gibt in seinen Stücken dem Publikum Verantwortung, auch wenn es diese gar nicht will. Und da, wo die Rollen und Aufgaben sehr wechselhaft verteilt sind, wird das Spiel gleichzeitig partizipativer und auch schwerer zu verlassen.

Im Falle von Es ist zu spät gibt es kein klares Ende der Performance – die Grenzen fließen auch hier ineinander. Immersiv ist diese Theaterarbeit nicht nur in dem landläufigen Sinne, dass sie unter die Haut geht und zu Empathie und Identifikation verführt. Partizipative und symbiotische Strukturen, die das alte Subjekt-Objekt-Verhältnis in ihren spezifischen Raum- und Beteiligungsformen auflösen, sind in verschiedensten Kunstgattungen inzwischen ein eigenes Genre. Typisch für dieses Genre ist, dass es seine eigene Rahmung auflöst, die vierte Wand verschwinden lässt, über die Grenze geht und fließende, wechselseitige Begegnungsrichtungen zwischen Werk und Publikum herstellt. Was der Schlussapplaus vorm Vorhang im klassischen Theater beendet und als ein Ritual der abschließenden Begegnung außerhalb des Spiels inszeniert, ersetzt im hybriden Theater der Chat, der das Publikum mit in die Garderobe der Künstler*in und von der Garderobe mit an die Bar nimmt.

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