Читать книгу Ayahuasca und Tabak. Meisterpflanzen vom Amazonas онлайн

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Im Laufe der Monate in dieser indigenen Gemeinschaft wurde ein Mann namens Carlos Perez Shuma zu meinem wichtigsten Gesprächspartner. Er war 45 Jahre alt und – wie es der Zufall wollte – Tabakschamane. Wir unterhielten uns stundenlang auf Spanisch, und er erzählte Geschichten aus seinem Leben, von denen viele mit Tabak zu tun hatten: wie sein Onkel ihm den Tabakgebrauch beigebracht hatte, als er noch klein war; wie der Tabak ihn vor Gefahren und Feinden aller Art schützte und wie er die maninkari anlockte, unsichtbare Geister, die alle Lebewesen belebten. Eines Tages wurde ich Zeuge, wie Carlos Perez Tabakrauch über einen kranken Säugling blies, den jemand zu einer Heilbehandlung mitgebracht hatte. Ich fragte ihn, wie Tabak in solchen Fällen helfen könne.

Er antwortete: »Ich sage immer, Tabak hat die Eigenschaft, dass er mir die Realität der Dinge zeigt. Ich kann die Dinge sehen, wie sie sind. Und er vertreibt alle Schmerzen.«

Einige der Geschichten, die Carlos Perez über Tabak erzählte, widersprachen meinem Verständnis von Realität – aber ich dachte mir, dass es in meiner Arbeit als Anthropologe darum ginge, keine Skepsis zu äußern, sondern die Sichtweise der jeweiligen Person in ihren eigenen Worten wiederzugeben und Fragen zu stellen, wenn ich etwas nicht verstand. Bei einer Gelegenheit begann er mir vom Ableben seines Schwiegervaters zu erzählen, der ein bekannter Tabakschamane gewesen war: »Er pflegte seinen Tabak zu trinken, als sei er Wasser; er nahm ihn in die Hand und trank ihn so, als sei es nichts. Und dann konnte er machen, was er wollte, ja, er verwandelte sich sogar vor den Augen aller in einen Jaguar.«

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