Читать книгу Ayahuasca und Tabak. Meisterpflanzen vom Amazonas онлайн

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Nachdem ich ein Jahr lang in dieser Asháninka-Gemeinschaft gelebt hatte, begleitete ich Carlos Perez zu einem Besuch bei seinem alten Tabakschamanenlehrer, der oben in den Hügeln lebte, etwa eine Stunde Fußmarsch entfernt. Der Mann schien mindestens 80 Jahre alt zu sein, denn er war von Falten übersät. Carlos Perez erzählte mir, dass niemand sein genaues Alter kannte, da er geboren wurde, bevor die Asháninka anfingen, die Jahre zu zählen. Er saß auf einer Matte, trug ein Baumwollhemd und aß Tabakpaste von einem kleinen Stab, der in einem Kürbis steckte. Als ich ihm vorgestellt wurde, sah er mich mit spitzbübisch blitzenden Augen an und fragte, ob ich sein Schwiegervater sei.

Ich war zu dem Zeitpunkt noch nicht einmal ein Drittel so alt wie er, also war das eindeutig ein Scherz. Ich beschloss, mitzuspielen, und bejahte die Frage. Er lachte und fragte mich erneut: »Konki?« (Schwiegervater?). »Ja«, antwortete ich. Er stellte mir die gleiche Frage ungefähr zwanzig Mal hintereinander, und jedes Mal, wenn ich mit »Ja« antwortete, wurde sein Lachen noch ein bisschen breiter. (Später an diesem Tag erfuhr ich von Carlos Perez, dass die Frage auch bedeutete: »Kann ich mit deinen Töchtern schlafen?« – der Witz ging also auf meine Kosten.) Ich beendete unseren Austausch und fragte, ob ich etwas von seiner Tabakpaste probieren dürfe. Er reichte mir den Kürbis, ich schob mir eine beträchtliche Menge zwischen die Lippen und setzte mich dann etwas abseits, damit die beiden Männer ihre Geschäfte besprechen konnten. Nach einer kurzen Weile, in der ich so dasaß, ohne über etwas Bestimmtes nachzudenken, fuhr ich mit meiner Zunge die Unterseite meiner Vorderzähne entlang, und sie schienen überaus lang und scharf zu sein. Außerdem schienen Katzenschnurrhaare seitlich aus meinem Gesicht zu wachsen, mit denen ich meine Umgebung noch schärfer wahrnehmen konnte. Mein Mund schmeckte nach Blut, und obwohl ich Veganer war, genoss ich den Geschmack. Meine Sinne sagten mir, dass ich mich in eine Katze verwandelte. So etwas hatte ich nicht für möglich gehalten, aber es fühlte sich echt an. Dieses katzenartige Gefühl machte, dass ich mich warm, kraftvoll und weise fühlte. Ich beäugte ein paar Hühner, die in der Nähe herumgackerten, und entschied wie ein wohlwollender Jaguar, mich nicht auf sie zu stürzen. Ich erinnere mich noch, dass ich mir sagte: »Du weißt, dass die Tabakpaste wirklich stark ist, wenn der Anthropologe anfängt, Hühner anzugreifen!«

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