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Ludwig drückte dem alten Manne mit Wärme die Hand, und schritt von dannen, ohne die Gegenrede des von Staunen fast sprachlos Gewordenen abzuwarten. In seinem Zimmer angelangt, empfing Ludwig aus Philipp’s Hand einen Brief: er war vom Erbherrn. Ludwig steckte den Brief zu sich und befahl zu satteln. Eine halbe Stunde später sprengte er und Philipp durch das innere Thor aus dem Schlosse, sie ritten den Parkweg. Mit thränenumflorten Augen blickte Ludwig nach dem Fenster der Großmutter hinauf, droben winkte wehend ein weißes Tuch den schmerzlichen Abschiedsgruß.


4. Eine Lebensrettung.

Eine Zeitlang ritt Graf Ludwig in trüben Gedanken durch die frühlingsknospende Waldung im stummen Schweigen dahin. Er fühlte, daß seine erste Jugendzeit mit jedem Schritt seines Rosses weiter hinter ihn zurücktrete, wie ein schöner Traum, daß eine eigenthümliche Welt hinter ihm sinke, in der er heimisch und glücklich gewesen war, und mit dem heutigen Tage eine neue fremde Welt sich ihm aufthue, die er noch nicht kannte und die keineswegs geneigt sein werde, ihn mit Liebe zu empfangen und auf Rosen zu betten. Bald genug erinnerte schon der immer schlechtere Weg durch das Gehölz an den rauhen Boden der Wirklichkeit, und störte gewaltsam die Erinnerungen an das entschwundene Jugendglück. Es galt, dem Schritt der Pferde mit Aufmerksamkeit zu folgen und sie so zu lenken, daß sie nicht allzutief in die zahllosen Moraststellen traten. Hie und da lagen noch von Buschwerk geschützte und gehäufte Schneemassen, die weder Sonne noch Regen bisher zu überwältigen vermochten, und so waren Herr und Diener herzlich froh, als nach einem langsamen und beschwerlichen Ritt der Waldweg ein Ende nahm und ein Gehöft erreicht wurde, das aus nur wenigen Häusern bestand und den Namen Clus führte; es saß ein gräflicher Zinsbauer dort und hielt eine kleine Schankwirthschaft.

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