Читать книгу Kreaturen des Todes - 2. Band онлайн

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Zerbrechlich war die christlich-demokratische Bundesrepublik unter Adenauer, im Brennpunkt des heißesten Kalten Krieges. Die Russen schossen als Trockenübung schon einmal ihre Sputniks in die Erdumlaufbahn, und nach der NS-Katastrophe bemühte Deutschland sich tunlichst, die Trümmer der Vergangenheit beiseite- und seine «bürgerliche Wohlanständigkeit» herauszukehren.

Es ist beinahe unerträglich, wie selbstgerecht und zugleich lächerlich verklemmt es da zuging. Wie sich die voyeuristische Boulevardpresse und die klatschsüchtige Gesellschaft an dem Sittenskandal weideten, ohne das Treiben beim Namen zu nennen. «Wer waren ihre Freunde?», fragte die «Frankfurter Rundschau» nach Nitribitts Tod und suchte selbstverständlich ihre Freier.

Die Polizei schickte bei Gunter Sachs’ detailreichem Verhör über Nitribitts sexuelle Vorlieben die Stenotypistin aus dem Raum und entschärfte die erwähnten Blow-Jobs zu «Mundverkehr». Benimmbücher fanden in den Fünfzigern reissenden Absatz, Unmoral aber fand, wenn überhaupt, im Sperrbezirk am Rande der Gesellschaft statt. So schön, so verlogen. Ernst Wilhelm Sachs ließ die Edelhure zwar ein paar Tage in seiner Wohnung bleiben – länger aber nicht.

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