Читать книгу Dichter und ihre Gesellen. "Eitelkeit macht dumm" онлайн

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Aber Otto hörte nicht mehr, er war rasch aufgestanden und schritt zürnend in den nächtlichen Garten hinein. Walter, in sichtbarer Verlegenheit, wollte ihm folgen, wurde aber von Fortunat aufgehalten, der ihn schnell in einen Seitengang führte. »Sage doch nur«, fragte er Waltern, »was gibt's eigentlich hier, und wo willst du hin?« – »Den Gekränkten trösten«, erwiderte Walter, »und – vermag ich's sonst – ihm auch den Kopf ein wenig zurechtsetzen. Komm mit!« – »Das laß ich wohl bleiben«, rief Fortunat aus, »ich bin froh, wenn mir mein eigner Kopf zuweilen noch so leidlich sitzt.« – »Mein Vorhaben«, sagte Walter, »ist wahrhaftig edler, als es dir nach deinem ironischen Gesicht auf den ersten Blick vielleicht erscheinen mag. Denke dir nur recht diesen stillbeschränkten, heiteren Familienkreis, dessen ganzes Trachten und Hoffen auf den einzigen Jüngling gerichtet ist, der auf der Schule immer für den aufgewecktesten und geschicktesten galt. Und nun kehrt er von der Universität zurück, verwandelt, träumerisch in sich gekehrt, unlustig zu jeder tüchtigen Arbeit und einer verworrenen Welt von ausschweifenden Gedanken und wünschen nachhängend, um – wie ich fürchte – dereinst zu spät von der grausamsten Täuschung zu erwachen und ein verlornes Leben zu bereuen. Nein, ich will es endlich versuchen, ihn auf das Gefährliche eines Pfades aufmerksam zu machen, der einsam über die Köpfe der anderen Menschen weggeht und immer nur für sehr wenige bestimmt scheint.« – Fortunat war über diese Worte ernst und nachsinnend geworden. »Du ehrliche Seele!« sagte er endlich, dem Freunde herzlich die Hand schüttelnd, »so versuche dich denn an ihm. Ist der junge Mensch ein halber Philister, so hilf ihm völlig aus dem tollen Poetenmantel heraus, und ist es rechter Ernst mit seinem Talent, so muß er doch weiter und rennt dich über, wärst du auch der weise Salomo selber.«

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