Читать книгу Mit dem Klapprad in die Kälte. Abenteuer auf dem Iron Curtain Trail онлайн

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»Ich habe Ihr Rad gesehen. Ist nicht das, was ich erwartet hatte.«

Die morgendliche, auf Englisch vorgetragene Begrüßung des Rezeptionisten war eine Variante des Satzes, den ich in Finnland wohl am häufigsten zu hören bekam, ausnahmsweise verkürzt um den Verweis auf die bescheidenen Dimensionen meines MIFA. Es wurmte mich, mich nicht revanchieren und auch nur ein einziges verständliches Wort der heimischen Sprache vorbringen zu können. Und welch eine wunderliche Sprache dies doch war. Als er mit der Hand auf einer Karte voller blauer Ziffern und fallender weißer Sternchen herumfuchtelte, klang der TV-Wettermann in meinen Ohren wie ein Kind, das in einer Sprache krakeelte, die es sich gerade ausgedacht hatte. Selbst Begriffe, die in den meisten europäischen Wortschätzen eine gewisse grenzüberschreitende Ähnlichkeit aufwiesen – Dinge wie zum Beispiel die Wochentage und die Monate des Jahres –, muteten auf Finnisch wie ein grotesker Buchstabensalat an. April: huhtikuu. Freitag: perjantai. Ich ließ jede Hoffnung fahren, auch nur den geringsten Zugriff auf diese Sprache zu bekommen, als der deutsche Inhaber des Goldgräberdorfs Tankavaara mir erläuterte, dass die Finnen allein 20 verschiedene Deklinationstypen für den Nominativ kennen und ein einzelnes Wort haben, das die Wendung »ich frage mich, ob ich ziellos herumlaufen sollte« bedeutet. (So sehr juoksentelisinkohan auch nach dem desperaten Ergebnis eines besonders langen finnischen Winters klang, schien es gleichzeitig ein Gedanke zu sein, den ich gewiss früher oder später in irgendeinem endlosen Wald zu äußern wünschen würde, also ließ ich ihn mir auf eine seiner Visitenkarte schreiben, zusammen mit den Wörtern für »Danke« und »Fahrrad«.)

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