Читать книгу Die Tyrannei des Geldes. Henri-Frédéric Amiel über Besitz und Bürgertum онлайн

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Vorerst steht als Fazit fest: Im Umgang mit Geld schwingt beim feinsinnigen Philosophen stets die Stilfrage mit, vermischt mit dem Gefühl des verletzten Stolzes. «Die Tyrannei des Mammons ist erniedrigend», heisst es so oder ähnlich immer wieder. «Es ist unwürdig, dem Reichtum nachzujagen; es ist irritierend, vom Mammon abhängig zu sein.» Vom Geizigen oder vom Geldscheffler, der dem Geld dient, sagt ein Dichterwort, er sei «seines Knechtes Knecht». Natürlich will er sich nicht zu ihnen gezählt wissen. Aber sieht denn die Knechtschaft, die das Budget ausübt, so völlig anders aus?

Tatsächlich wird Amiel erst im Jahre 1873, zweieinhalb Jahrzehnte nach seiner Ernennung zum Dozenten, bei der Académie eine Gehaltserhöhung fordern. Obwohl Erziehungsdirektor Carteret umgehend, ja fast schon erschrocken, die Bezüge um die Hälfte anhebt, kann sich Amiel über den Triumph nicht so recht freuen. Zwar bezieht er statt 2000 nun 3000 Francs im Jahr – aber er hat sich mit seinem Vorpreschen selbst verleugnet, ist sich selbst untreu geworden. «Il est odieux de sortir de son caractère, après 24 ans de discrétion», bedauert er im Tagebuch. Immerhin hat ihn nicht Gewinnsucht zu seiner Forderung getrieben, auch das will er festgehalten wissen. Oh nein, es war das Gefühl für Recht und Unrecht, le sentiment de justice.

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