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» Als ich meine grauen Haare bekam, wusste ich, dass ich die zwei wesentlichen Eigenschaften hatte, die einen guten Therapeuten auszeichnen: Die grauen Haare für das würdevolle und die Hämorrhoiden für das sorgenvolle Aussehen.«

Nun muss eine langjährige sitzende Lebensweise nichts mit Kompetenzsteigerung zu tun haben, Psychotherapie ist ja auch nicht Coaching. Dennoch geistert der etwas unscharfe Begriff der Lebenserfahrung durch die Professionalisierungsdebatten der Coaching-Verbände. Es gibt sogar einen Fachbegriff dafür: die Seniorität (vgl. Migge 2011).

Aber nicht jeder sucht – wie oftmals die Führungselite selbsternannter Weinkenner – die Edelfirne der Großen Gewächse.

Designerwein und Selbstoptimierung

In den USA hat sich die Unterscheidung zwischen Business- und Life-Coaching eingebürgert. Es gibt einige Anzeichen dafür, dass die Anliegen des Business, verbunden mit der Trainermentalität des »höher-weiter-schneller« einen Trend zur Selbstoptimierung eingeläutet haben, der – wie die Fitnesswelle – allen Beschäftigten offen oder unausgesprochen nahelegt, Leistungssteigerung in allen nur denkbaren Bereichen zu praktizieren. Einige Autoren sprechen schon von einer neuen Ersatzreligion – mit den Coachs und Fitnesstrainern als neuen (Hohe-)Priestern (z. B. Linke 2018). Und in der Tat folgen sehr viele mit den leuchtenden Augen der Bekehrten einer versprochenen Win-win-Situation, die dem Individuum und der Firma gleichermaßen zukommen soll. Die Grundbedürfnisse des Menschen nach Kompetenz und Autonomie (Selbstoptimierung) sowie nach sozialer Zugehörigkeit (im Betrieb) scheinen auf ideale Weise getriggert zu werden. Coachs berichten bereits, dass Kursangebote zu Stressabbau, Achtsamkeitsintensivierung und Wellness von den Mitarbeitern nur dann angenommen werden, wenn sie im Gewande der Selbstoptimierung auf der nach oben offenen Coachingskala daherkommen.

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