Читать книгу Schützenhilfe. Kriminalroman онлайн

51 страница из 73

Sie stürzte ihren Espresso hinunter. Sie trank ihn nie mit Genuss, wie ein Italiener, sondern wie ein Postbote, der die Post hereinbringt und die nächsten Briefkästen im Kopf anpeilt, um seine Tasche möglichst rasch leer zu haben. Sie liess ihre Hand sinken, stellte das Tässchen auf die Untertasse, wischte sich mit Daumen und Zeigefinger die Mundwinkel sauber und meinte: «Tja, und da hat er ihn geschickt: den Schild. Seinen Anwalt. Das kannst du nicht vergessen haben! Er ist hinten gesessen, Tisch zwölf, fast den ganzen Vormittag hat er da gehockt und mit Svetlana geredet.»

Jetzt sah ich ihn vor mir. Daher kannte ich ihn! Der Mann war leise eingetreten, leise und vor Zuversicht strotzend, man spürte, der hatte sich nicht im Lokal geirrt, der hatte eine Order.

Er hatte nach Svetlana gefragt, dann den ganzen Tisch belegt und sich so hingesetzt, dass er den Raum überblicken konnte. Die Aktenmappe neben sich, die Hände gefaltet auf der Tischplatte, so hatte er gewartet. Mit seinem weissen Hemd, seiner Krawatte und einer Haltung, die Position, Macht und Entschlossenheit erahnen liess, hatte er quasi den ganzen hinteren Teil des Lokals in Beschlag genommen. Jedenfalls traute sich niemand in seine Nähe. Er hatte nicht nur aufrecht, sondern siegessicher dagesessen; Svetlana hatte sich geweigert, hatte sich regelrecht gesträubt, an seinen Tisch zu gehen. Sie musste sich ihrer Aussichtslosigkeit, ihrer Ohnmacht gegenüber der Geschliffenheit eines Anwalts, wie er es war, bewusst gewesen sein. Rosi hatte sie hinführen müssen, wie man ein Kalb zum Metzger führt, hatte sich neben sie gesetzt und die Rolle des Türöffners übernommen. Er musste rasch begriffen haben, dass es ein leichtes Spiel sein würde, dass er für seinen Mandanten das maximale Ergebnis nicht nur fordern, sondern auch würde durchsetzen können.

Правообладателям