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So geht das nicht. Wenn ich bei jedem Ergebnis den Zufall ins Spiel bringe, ist das Vorhaben sinnlos und die Probabilität gleich null. Ab jetzt gilt die Devise: allfällige Funde sind Schicksal und keineswegs Zufall. Also immer mit der Variante weiterfahren, mit der es eine Chance gibt, weiteres zu finden, egal wie plausibel. Aus Sicht Logik, Rationalität, Wissenschaftlichkeit vermutlich eine absurde Strategie (wie der Mann, der seinen verlorenen Hausschlüssel unter der Straßenlaterne sucht, weil er nur dort etwas sieht). Aber die einzige, die mir bleibt. Statistisch gibt es eine errechenbare Wahrscheinlichkeit, dass der Schlüssel im Lichtschein der Laterne liegt. Also: unwahrscheinlich ist ab jetzt tabu.

Royan, Sonntag, 11. Mai 2003

Ein erstes komplettes Wochenende in Royan hat JP ei­nigermaßen überstanden, trotz Unvorhergesehenem, Zeit für Bilanz. Warum schreibt er all dieses Zeug eigent­lich auf? Um später, zu Hause, diese Einmaligkeit der «ersten Male» wieder nachzuvollziehen. Sie sind anfänglich intensiv und verschwinden mit der Gewöhnung in die Nichtmehrwahrnehmbarkeit. Wie dicht die Zeit ist, wenn alles ungewohnt ist. Die Erinnerung festigen mit Schreiben. Sie willentlich formen. Selber entscheiden, wie und woran er sich erinnert, er überlässt das nicht der Willkür, um nicht zu sagen der Unzuverlässigkeit des Ge­dächtnisses.

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