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1939, Meggen LU

Otto Scherer

Kaum auf der Welt, da ging der Teufel los. Der Vater und der Karrer mussten einrücken. Die beiden Pferde und ein Wagen wurden eingezogen. Der Melker schirrte den Zuchtstier und eine Kuh ein und versuchte, den widerspenstigen Viechern das Fuhrwerken beizubringen. Joch und Geschirr waren noch oben in der Remise geblieben vom Ersten Krieg.

1939. August, September, Oktober. Die Ernte war in vollem Gang. Oder eben nicht. Das Emd verfaulte draussen im Regen, die Kartoffeln warteten darauf, eingebracht zu werden. Das Mostobst sollte auf- und das Tafelobst abgelesen werden. Arbeit, wohin man schaute. Und zu wenig Hände, die zupacken konnten.

Wohl hatten die im Dorf einquartierten Truppen die Bauern und Knechte unter ihren Soldaten auf die Höfe zum Helfen abkommandiert. Aber im Eiholz fehlte der Meister. Dieser grub als Artillerie­kanonier hinter der Grenze Haubitzenstellungen aus, übte den Gewehrgriff, das Marschieren in Zweier-, Vierer- und Achterkolonne, das Zerlegen und Zusammenbauen der Waffen, das Schiessen. Aber auch das Faulenzen. Das war von allem beinahe das Schlimmste, denn er wusste von der Lücke, die er zu Hause hinterliess. Er ging fast drauf vor Sorge um Hof und Familie. Wer sollte jetzt dort das Zepter führen? Der gebrechliche, aber immer noch resolute Grossvater, der Karrer oder der Melker? Wohl jeder gegen jeden. Alles gehe drunter und drüber, hatte ihm Mutter geschrieben. Keiner pariere, keiner setze sich durch.

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