Читать книгу Giacometti hinkt. Fünf Wegstrecken, drei Zwischenhalte. Erzählungen онлайн

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So, das wäre erledigt, sagt sie fast triumphierend zu Uwe, der sich in der Küche zu schaffen macht. Was denn?, fragt er arglos und streckt eine halb geschälte Karotte in die Luft. Helen fällt ihm um den Hals, wobei die Karotte auf den Boden rollt. Ich mag deine Zerstreutheit, sie hat uns schon oft gerettet. Sein Blick ist belustigt, als er sie sanft von sich streift, um sich zu bücken. Auf dem Herd brodelt Tomatensauce. Und ich mag deine Kapriolen, die uns die Langeweile vom Leibe halten.

Kapriolen? Ach wo, ich bin lediglich pragmatisch und setze meine Worte in die Tat um.

Ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst, ich weiss bloss, dass es um halb acht zu essen gibt, die liebe alte Leier aus meinem Ein-Menü-Repertoire.

Der Horizont hat sich gelichtet. Helen geht ihrer Wege, froh, ein Stück des fatalen zwanzigsten Jahrhunderts losgeworden zu sein. Uwe ist zwar nicht begeistert von seinen neuen Waldläufern, zu smart für ihn, nichts für robuste Unternehmungen, wendet er ein, doch hat er sich gefügt in die schäumende Aktivität seiner Frau, die jene Entscheide trifft, die ihm nicht wirklich wichtig sind. Er hütet sich, das auszusprechen, dankt ihr mit einem freundschaftlichen Tätscheln, das sie leicht irritiert abschüttelt, worauf das Tagwerk eines berufstätigen Paars ohne Kinder den gewohnten Fortgang nimmt. Morgenkuss, hastiges Frühstück, Abendkuss, ausgedehntes Nachtmahl mit folgendem Küchen-Cleaning, das sich in der neuen Küche sozusagen von selber erledigt, obschon der Mann sich sogar schwertut, einen Geschirrspüler zu füllen, was die Frau zu einem stoischen Seufzer verleitet. Sie dreht sich im Hamsterrad der Resignation, was das häusliche Job-sharing angeht. Zu viel Energie verpufft in diesem ewigen Abnützungskampf, den ihre Generation nicht lösen konnte.

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