Читать книгу Giacometti hinkt. Fünf Wegstrecken, drei Zwischenhalte. Erzählungen онлайн

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Es war am ersten schönen Frühlingstag acht Uhr morgens, Uwe hatte es eilig, Helen hatte frei.

Uwe, heute Abend gibt’s Kino, als Pflichtstoff, du als Filmlover musst dabei sein.

Was wird denn gegeben?

Die «Shoa» von Lanzmann, du weisst, der jüdische Franzose.

Uwe hielt ein, dann blähten sich seine Nüstern.

Sie wusste, was das hiess.

Das kannst du nicht im Ernst von mir verlangen.

Warum nicht?

Weil ich es satthabe, den Musterknaben der deutschen Vergangenheitsbewältigung zu spielen. Die Schweizer scheinen scharf auf so einen zu sein.

Hast du den Film denn gesehen?

Ist das ein Verhör? Ich wiederhole, ohne mich. Ich muss jetzt gehen.

Sie klingt flehend, was ihn noch madiger macht.

Uwe, es ist wichtig, wichtig für uns beide. Für unsere Beziehung.

Ach du liebe Unschuld, kleine behütete Schweizerinnen haben keine Ahnung.

Und er nahm Mantel und Mappe und verliess wortlos die Wohnung.

Der Gefährte kam nicht nach Hause. Er rief auch nicht an. An diesem Abend trank sie eine halbe Flasche Bordeaux und lallte, als ein fremder Mann namens Uwe um zwei Uhr nachts zu ihr in die Federn stieg.

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