Читать книгу Giacometti hinkt. Fünf Wegstrecken, drei Zwischenhalte. Erzählungen онлайн

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Ein Max-Frisch-Platz an diesem Ort ist Bedeutungsfledderei. Zwar belebt einmal im Monat eine betuliche Hausfraulichkeit diese Brache hinter den Geleisen, doch was für ein Hohn, den Schriftsteller zu ihrem Patron zu machen! Die Politikerin in Helen fragt sich, wessen Schnapsidee es gewesen war, eine städtebauliche Leerstelle, eine räumliche Pause ausgerechnet dem Vorzeigeautor der Stadt Zürich zu widmen. Zwar versucht man, sie mit einem ziemlich stilvollen Baukörper, parallel der Perrons geführt, einer Busstation anzugleichen, die aber niemand aufsucht. Und niemand bedient die von ihr beschirmten rostglänzenden Metallboxen, die man vergeblich für Billettautomaten hält. Helen schlendert den Rändern dieses Unorts entlang und denkt nach.

Wie wär’s, die Schuhe am Sonntag hier aufzustellen, auf Beton? Inmitten des harmlosen Nichts müssten sie auffallen und zusammen mit Frischs «Dienstbüchlein» ergäbe das immerhin einen politischen Eyecatcher.

Doch fragt sich, ob dieser dann eher als eine verfremdete Version von Kunst am Bau begriffen würde, respektvoll bestaunt statt abserviert.

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