Читать книгу Nach Amerika. Lebensberichte von Schweizer Auswanderern онлайн

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‹IAG› – in Amerika gewesen! Wer das von sich sagen konnte, wurde beneidet und hatte im Berufsleben – besonders in Bankenkreisen – bessere Karten. Der Bankkaufmann Philip Gelzer schnupperte 1950 für ein Jahr USA-Luft und blieb in der Neuen Welt. Er ist Amerikaner und Heimwehbasler und kriegt heute noch feuchte Augen, wenn er in akzentfreiem Baslerdialekt von seiner Heimatstadt schwärmt. Seit ein paar Jahren bewohnt er mit seiner zweiten Frau, Joe, eine Vierzimmerwohnung in einem exklusiven Alterszentrum in Greensboro, North Carolina. Er findet, dass sich Auswanderergeschichten immer irgendwie ähneln. Ob dem so ist?

Mein Urgrossvater Johann Heinrich Gelzer zog als Theologe und Historiker von Schaffhausen nach Basel, habilitierte an der Universität und vermählte sich mit einer Sarasin-Tochter. Damit wurde er aufgenommen in den Basler «Daig», ins vornehme Bürgertum. Später, nach Jahren als Professor in Berlin und zurück in Basel als Schriftsteller, Politiker und Diplomat, erhielt er sogar das Ehrenbürgerrecht der Stadt. Mein Vater Heinrich, Sohn von Pfarrer Karl Gelzer-Vischer, ist im Pfarrhaus der «Dalbekirche» aufgewachsen und studierte auch Theologie. Er wurde Rektor des Theologischen Seminars der Basler Missionsgesellschaft. Der junge Pfarrer wagte noch vor dem Ersten Weltkrieg den mutigen Schritt, eine deutsche Pastorentochter aus Stassfurt zu heiraten. Meine Mutter, Charlotte Luedecke, Leiterin eines von ihrem Vater gegründeten Waisenhauses und preussischen Ursprungs, wurde der Liebling in unseren weitverzweigten Basler Familien. Sie war bestrebt, sich gut zu assimilieren und sprach bald Basler Dialekt. Mutter war eine energische, aber fröhliche Frau und eine grosse Verfechterin des Frauenstimmrechts. Und sie war eine Pfarrfrau im alten Stil: «2 für 1», hiess das. Den Pfarrer stellte man ein und die Frau, die ihren Mann meist engagiert unterstützte, ohne Entlöhnung mit dazu.

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