Читать книгу Nach Amerika. Lebensberichte von Schweizer Auswanderern онлайн

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Wir hatten ein offenes Haus, ein von der Religion geprägtes Daheim. Die Fasnacht war tabu. Den Seminaristen war sie verboten und leider auch uns Kindern. Ich durfte nie eine Larve anziehen, «drummeln» oder pfeifen. Mutter erzog uns mit preussischer Konsequenz. Sie hatte ab und zu eine lose Hand, und wenn man sich in Vaters Studierstube stellen musste, wusste man, was es geschlagen hatte. Ausschliesslich als Familie sassen wir selten am Esstisch. Oft waren Leute aus den Missionen, deutsche Verwandte, Hilfsbedürftige oder Flüchtlinge da, und immer natürlich unsere Donna, das «Dienstmädchen». Sie war als Bedienstete Teil der Familie, was damals in den besseren Basler Kreisen nicht üblich war.


Bei Verwandten in Mürren im Winter 1934; Philip bei der Mutter sowie Justus und Priscilla.


Philip, Lea und Justus 1937 (von links nach rechts).

Vater hat uns seine Anspruchslosigkeit für alles Weltliche und Materielle vorgelebt. Das Gegenteil von dem, was heute in Amerika praktiziert wird. Er trank keinen Alkohol und brauchte wenig für sich selber. Eines seiner grossen Vorbilder war Bruder Klaus, ein Katholik. Mutter sagte jeweils, der habe es sich leicht gemacht, sei in ein «klei Hüttli» gegangen und habe seine Familie zurückgelassen! Vater dachte ökumenisch und hatte sehr viel Humor – diesen speziellen Basler Humor, den viele Schweizer nicht verstehen. Ausserdem meinen sie, Baseldeutsch sei eine Fremdsprache.

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