Читать книгу Nach Amerika. Lebensberichte von Schweizer Auswanderern онлайн

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Niemand holte mich am Hafen ab. Mit einem Taxi fuhr ich ins YMCA, und eine Woche später fand ich in Manhattan an der 87th West Street bei zwei älteren Damen für sieben Dollar die Woche ein Zimmer. Ich genoss das Dolcefarniente in der Grossstadt. Als der Remington-Anwalt mich am Telefon abfertigte: «I am away for the next two weeks, come and see me later … – ich bin die nächsten zwei Wochen weg, kommen Sie später!», wurde ich nicht hellhörig, keinerlei Warnlampen blinkten. Wie naiv und unerfahren war ich! Nach seiner Rückkehr lud er mich zum Lunch in ein teures Restaurant ein. Ich sprach miserabel Englisch, wir diskutierten über alles Mögliche, nur nicht über eine Anstellung. Am Schluss fragte ich schüchtern, wie es denn mit der versprochenen Arbeit sei. «Let me think about it – I am leaving for Washington.» Er war auf dem Sprung nach Washington, und mir ging endlich ein Licht auf: Der will mich loswerden!

Mir wurde mulmig zu Mute, ich geriet in Panik, denn ich hatte nur noch knappe achtzig Dollar in der Tasche. Auf dem Schweizer Konsulat wurde mir geholfen, einen Brief aufzusetzen. Ich sei nach Amerika gekommen, um zu arbeiten. Die Antwort aus dem Anwaltsbüro war knapp und eindeutig: «If you can’t wait until things work out, you better take the next boat back! – Wenn Sie nicht warten können, bis sich die Dinge klären, nehmen Sie besser das nächste Schiff zurück!» Zurück? Nie und nimmer. Das hätte mir mein Stolz nicht zugegeben.

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