Читать книгу Nach Amerika. Lebensberichte von Schweizer Auswanderern онлайн
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Und ich fühlte mich auf einmal zu Hause in New York – die Stadt war ein grosses Wunder. Ich stieg auf alle Wolkenkratzer, lief stundenlang durch die Hochhäuserschluchten. Am Mittag ass ich jeweils im «Automaten-Restaurant», einer neuen Erfindung. Man schob die Nickel rein, und aus dem Türchen kamen Kaffee oder Sandwiches.
Nach dem ersten US-Jahr zog es mich nicht heimwärts. Ich hatte noch zu wenig erlebt und gesehen. Aber, so fragte ich mich, gibt es neben den Jobs in der amerikanischen Bankenwelt etwas in der Industrie für mich? Eine Kollegin auf der Bank half mir, ein Bewerbungsschreiben aufzusetzen, das ich verschiedenen Firmen in Manhattan vorlegte. Zur gleichen Zeit wurde ich von einem Vetter zweiten Grades meines Vaters, Karl Suter, damals Executive Vice President von Geigy in New York, zu ihm nach Hause eingeladen, zusammen mit einer Gruppe anderer junger Schweizer. «Nur die Banken, das ist nicht Amerika», meinte er. Ob ich im Personalbüro von Geigy vorsprechen wolle?
Mein Enthusiasmus war nicht eben riesig. Die Arbeit in einer Schweizer Firma lockte mich nicht, aber Geigy bot mir 65 Dollar die Woche und eine Stelle im DDT-Department. Dort verkauften sie unter anderem das Insektizid Dichlordiphenyltrichlorethan in den USA und in Südamerika. DDT war seit Anfang der 1940er-Jahre als Kontaktund Frassgift sehr gefragt und wegen seiner guten Wirksamkeit gegen Insekten, der geringen Toxizität für Säugetiere und dank des einfachen Herstellungsverfahrens das weltweit meistverwendete Insektizid. Ich wurde Assistent des Exportmanagers, eines gemütlichen Amerikaners, der mir sofort sympathisch war. Unser gemeinsames Büro war in einem alten Gebäude an der Barclay Street in der Nähe der Wall Street im vierten Stock. Ohne Lift. Mit einem Korb zog man die Post an einem Seil nach oben. Das Geschäft von Geigy bestand 1951 hauptsächlich aus Farbstoffen und Chemikalien. Daneben gab es eine kleine pharmazeutische Abteilung und «unser» Insecticide Department.