Читать книгу Time Is Now. Popmusik in der Schweiz heute онлайн
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Eines fällt auf an all diesen halbanonymen Menschen und ihren Versionen von «Hello»: So gut wie nie verstehen sie ihr Cover als Spiel mit dem Original oder sogar als Parodie. Sieht man sich ähnliche Videos an, die Fans von Madonna, Michael Jackson oder Prince gemacht haben, den Superstars aus den Achtzigerjahren, zeigt sich ein ganz anderes Bild: Eine belustigte Distanz prägt die meisten Filmchen, die Sängerinnen und Tänzer eifern dem Star nicht einfach nach, sondern treten bewusst als Epigonen auf, die natürlich scheitern müssen. Es ist, als liessen sie die herrlichen Identitätsangebote, die ihnen die Stars machen, in die Realität zurückfallen: Wenn sich Madonna in «Hung Up» (2005) mit 47 Jahren noch einmal als belastbare Stretcherin und Turnerin profilierte, so kann man zusehen, wie sich ihre real existierenden Verkörperungen mitten in der Performance schon mal im Schritt das recht verschwitzte Trikot richten müssen. Die Performance der Stars prallt so aus einiger Fallhöhe im Alltag der Internetgemeinde auf. Doch es ist nicht so, dass der Star darum banal würde. Im Gegenteil: Der Vorgang macht beide grösser, die Banalität wie den Star. Es ist die pure Popmagie.