Читать книгу Daskind - Brandzauber - Angeklagt. Romantrilogie онлайн

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Stumm verlässt Daskind die Kammer, die eine Festung sein könnte, wäre da nicht der Immergrüne. Vorsichtig vermeidet es jede Berührung mit dem Bett, gleitet geschmeidig daran vorbei zur Tür. Aus dem Grünenzimmer ist zu dieser Tageszeit kein Laut zu hören.

Die Treppe knarrt, obwohl Daskind leise auftritt. Manchmal krab­beln Ohrwürmer die Treppe rauf und runter. Wenn sie ein Menschenohr erwischen, dringen sie in die Muschel ein und spucken ihre Brut aus, grad wie der Immergrüne seinen Schleim. Das hat Daskind von andern Kindern gehört. Jetzt sind keine Ohrwürmer zu sehen.

In der Küche liegen die Kartoffeln bereit. Schaben, sagt die Pflege­mutter, es wird nichts vergeudet in diesem Haus.

Wenn wir groß sind, sagt Daskind zu sich und sich, werden wir einen von ihnen töten.

Nach solchen oder ähnlichen Tiraden der Pflegemutter haben weder Daskind noch Kari Kenel zu lachen. Da hört man das unan­genehme Kauen der drei am Küchentisch, so still und sprachlos ist’s im Haus und doch ein Lärm, ein anderer, innerer, in den Nahrung zu sich nehmenden Körpern gefangener. Kari Kenels breites Bauern­gesicht, ein Bauer ist er geblieben, trotz der Jahre in den Zechen von Idaho, verkrampft sich vor Anstrengung beim Anblick des mahlenden Mundes seiner Frau. Von der Sennhütte sind das Scheppern der Milchkannen und scherzende Männerstimmen zu hören. Das dunkle Lachen der Hüttenmarie hallt über die Straße, so unverschämt, dass Frieda Kenel aufstehen muss, an den Herd tritt und laut mit den Pfannen hantiert. Dieses Lachen, das keine Verbitterung kennt, das sich ausbreitet wie der willige Leib einer brünstigen Frau. Wenn das Lachen verklungen ist, kehrt Frieda Kenel an den Tisch zurück, streicht über den hageren Hüften die Schürze glatt mit einem rätselvollen Blick hin zum Kind. Dann zum Mann, der geräuschvoll kaut und den Blick der Frau nicht erträgt.

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