Читать книгу Daskind - Brandzauber - Angeklagt. Romantrilogie онлайн

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Während Daskind sich mit dem Lappen übers Gesicht fährt und die Zähne putzt, begibt sich die Schneiderin an ihre Nähmaschine, Kari Kenel legt sich mit der Zeitung auf das rote Sofa, über ihm der leidende Jesus am Kreuz. Bald wird Daskind, für die Nacht hergerichtet, vor dem Sofa knien, vaterunserbetend die Hände falten. Dem Kind ist nie klar, wem dieses Vaterunser und die gefalteten Hände gelten, dem Silbertod über dem ausgestreckten Mann oder dem Mann selbst, der nun bald aufstehen wird, ohne die Zeitung gelesen zu haben. Der die Stube verlassen und dem Kind in den oberen Stock ins Grünezimmer folgen wird. Aber vorerst betet Daskind und weiß nicht, wem das Gebet gilt. Dann drückt es dem Mann die Hand zum Gutenachtgruß, wie man es ihm beibrachte, damals als sie das Hergelaufene ins Haus geholt haben. Auch die Hand der Frau an der Nähmaschine.

Wenn der letzte Treppenabsatz knarrt, steht Kari Kenel im Türrahmen der Stube. Im oberen Stock wird vom Kind das Grünezimmer betreten, wo der Immergrüne, zu dieser Zeit Gast im Schwanen, wie jeden Morgen ein Durcheinander an Kleidern, Gerüchen und ein ungemachtes Bett zurückgelassen hat. Daskind schaut sich um, findet den Stuhl, mit schmutzigen Wäschestücken übersät, beim Fenster, das den Blick auf den Gemüsegarten und Kenels Rosen hinter dem Haus freigibt. Auch auf den jungen Feigenbaum, von dem noch die Rede sein wird. Mit einer kleinen Handbewegung fegt Daskind die Wäsche vom Stuhl. Trägt den Stuhl in die Zimmermitte. Zieht das Nachtgewand übers Gesäß und legt sich bäuchlings auf die Sitzfläche. Lauscht den Schritten Kari Kenels. Jetzt nützt kein Bannspruch, weiß Daskind. Hört das zögernde Herausziehen des Ledergurtes aus den Hosenschlaufen, dann das Zischen des Leders in der Luft. Wenn der erste Schlag fällt, schließt Daskind die Augen. Sieht regenbogenfarbene Ornamente. Wartet, bis der Schmerz in sein Fleisch eingeht, dass es sich verwandle. Eine Schande, aus der Züchtigung unverwandelt hervorzugehen, denkt Daskind. Kind Selberschuld. Winterkind, Silberfresserin. Schmiegt sich das nackte Kind an das harte Holz. Flattervögelchen, wildes. Fallen Kari Kenels Tränen aufs gemarterte Kind. Trost in den Tränen des Züchtigers. Wer sein Fleisch liebt, züchtigt es. Wer sein Fleisch liebt, benetzt es mit Tränen. Sanft rinnen sie zwischen den Schlägen übers Gesäß des Kindes, das sich allein fühlt mit dem Flattern, mit dem verwandelten Fleisch.

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