Читать книгу "Alljährlich im Frühjahr schwärmen unsere jungen Mädchen nach England". Die vergessenen Schweizer Emigrantinnen. 11 Porträts онлайн
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1964 wird Dennis befördert, er muss nun Schicht arbeiten. «Bevor er zusagte, diskutierten wir das miteinander.» Maria kündigt bei Liberty und macht sich selbständig. «Sonst hätten wir uns kaum noch gesehen.» In ihrem Haus in High Barnet, am Ende der U-Bahn-Linie Northern Line, richtet sie sich ein Atelier ein. «Ich machte kein einziges Inserat, aber es sprach sich schnell herum. Ich hätte von Anfang an Tag und Nacht arbeiten können.»
«Der Krieg hat ein Stück seines Lebens genommen»
Zu Marias Erzählung gehören auch Geschichten vom Krieg. Einige hat sie selber erlebt, andere hat Dennis erzählt. Im schweizerisch-deutschen Grenzgebiet prägte die Angst vor einem möglichen Einmarsch deutscher Truppen den Alltag. Maria erzählt von der Grenze, die im Schaffhausischen mitten durch die Küche eines Bauernhauses ging – die eine Hälfte der Küche gehörte zu Deutschland, die andere zur Schweiz. Sie erzählt auch von dem grossen aufgemalten Kreuz auf dem Dach eines Bauernhofs in Guntmadingen, weiss vor rotem Hintergrund. «Das war für die Piloten der ausländischen Kriegsflugzeuge, damit sie wussten, wo sie flogen.» Sie erinnert sich auch, wie man sich mit den Jahren an die Angst gewöhnte – vor den Sirenenalarmen und vor den Bomben, die auf Schweizer Seite abgeworfen werden könnten. «Mutter sagte jeweils, wir sollten in den Keller hinunter, wenn die Sirenen gingen. Aber es verleidete uns, und wir sagten dann nur noch: ‹Nein, danke›.»