Читать книгу "Alljährlich im Frühjahr schwärmen unsere jungen Mädchen nach England". Die vergessenen Schweizer Emigrantinnen. 11 Porträts онлайн

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Maria, Februar 2013: «Ich habe einen guten Mann!»

Dennis Gibbs, 1923 geboren, neun Jahre älter als Maria. Er arbeitet bei der englischen Post Royal Mail im Untergrund. Wenn der Postzug mit den kleinen, offenen Wagen anhält, muss Dennis aufpassen, dass die Pakete und Briefe nicht gestohlen werden. Als Mrs Green von Dennis hört, warnt sie Maria und fragt nach Dennis’ Nationalität. «Ein Engländer? Dann kannst du ihn jederzeit nach Hause bringen.»

Im Juni 1957 ist Marias Jahr in Hampstead zu Ende, sie fährt in die Schweiz zurück. Was Dennis denn machen werde ohne sie, fragt Mrs Green. «Und es stimmte! Er ging ja nirgends mehr hin ohne mich.» Im August besucht er Maria in Guntmadingen, sie verloben sich. Dennis kann nicht bleiben, aber er kommt wieder – im April 1958 feiern sie Hochzeit und gehen dann zusammen zurück nach London.

Im Juni beginnt Maria bei Liberty, dem traditionsreichen Londoner Kaufhaus beim Oxford Circus, als Schneiderin zu ar­beiten. Die schottische Kundin, die im Liberty ihren massgeschneiderten Kilt anprobiert, ist erstaunt: «Ich hätte nie gedacht, dass Engländerinnen wissen, wie man einen Kilt macht.» Maria ist die einzige gelernte Schneiderin bei Liberty – sie hat den Kilt zugeschnitten. «Die Falten legen ist ja nicht schwierig. Aber es braucht sieben Meter Stoff für einen Kilt!» Die Engländerinnen, sagt Maria, hätten oft nicht einmal gewusst, wie man ein Schnittmuster macht. «Sie machten ja keine Lehre. Sie begannen einfach zu arbeiten und fertig.» Wenn die Einkäuferin von einer Modenschau aus Paris zurückkommt, muss Maria die Anleitung auf den französischen Schnittmustern übersetzen. «Ich war die einzige, die Französisch konnte.»

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