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Ein Exodus

In den späten Vierzigerjahren machten sich jährlich ungefähr 4000 bis 5000 junge Schweizerinnen nach England auf, in den Fünfzigerjahren waren es gemäss zeitgenössischer Medien­berichte und Statistiken von Hilfsstellen wie dem «Sozialsekretariat für Schweizerinnen im Ausland» etwa 7000 pro Jahr – genaue Zahlen gibt es nicht. Frauen, die im Ausland lebten, wurde die Anmeldung auf einer schweizerischen Konsularvertretung zwar empfohlen. Im Unterschied zu den Männern, die sich wegen der Wehrpflicht zwingend anmelden mussten, gab es für sie jedoch keine Meldepflicht. Viele Frauen liessen sich nie registrieren. Und weil sie nur für eine befristete Zeit gingen, mussten sie sich in der Schweiz nicht abmelden.

In den Fünfzigerjahren wurde in den Medien ausführlich über diese jungen Frauen berichtet. Von einem «Exodus» war die Rede und von einem «Massenphänomen». Die Thurgauer Zeitung schrieb im Februar 1956: «Alljährlich im Frühjahr schwärmen unsere jungen Mädchen in Scharen gegen England an eine Haushaltsstelle.» Dennoch sind diese Frauen – und ­damit ein Kapitel Schweizer Emigrationsgeschichte – aus dem öffentlichen Bewusstsein verschwunden. Es gibt keine histo­rische Publikation, die sich mit dem Massenphänomen beschäftigt.

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