Читать книгу "Alljährlich im Frühjahr schwärmen unsere jungen Mädchen nach England". Die vergessenen Schweizer Emigrantinnen. 11 Porträts онлайн

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Kein Schweizer Bürgerrecht mehr

Kaum waren nach dem Zweiten Weltkrieg die Grenzen wieder offen, machten sich die jungen Frauen erneut auf den Weg. Nun gingen sie zu Tausenden. Englisch war die Sprache der ­alli­ierten Siegermächte, die Hitler besiegt und Europa vom Na­tionalsozialismus befreit hatten. Amerikanische gis brachten Kau­gummis, Lucky Strike und Nylonstrümpfe nach Europa – Vorboten der angelsächsischen Alltagskultur, die auf dem eu­ropäischen Kontinent bald überall präsent sein sollte. Marilyn Monroe, James Dean und Elvis Presley weckten diffuse Sehnsüchte nach dem American way of life und verstärkten den Wunsch, die fremde Kultur und Sprache kennenzulernen. Englisch spielte auch in der Arbeitswelt eine immer wichtigere Rolle. Anna-Maria Webb-Eggen zum Beispiel arbeitete in einem Hotel in Faulensee bei Spiez, ihr Chef erklärte, wenn sie weitermachen wolle in der Hotelbranche, müsse sie Englisch lernen. Drei Wochen später war Anna-Maria in London.

Wirtschaftliche Gründe fallen nach dem Zweiten Weltkrieg als Motiv für den Aufbruch nach England weitgehend weg. Die Frauen, die nach 1945 gegangen sind, sagen alle, sie hätten Englisch lernen wollen. Sie gingen in einer Zeit des materiellen Aufschwungs, als neue Maschinen und Geräte den Alltag zunehmend veränderten. 1951 lancierte Schulthess den ersten Waschautomaten Europas, Kühlschrank, Mixer und Tetrapak hielten Einzug in die Küche, in der Wohnstube stand ein Fernsehgerät und vor den Haustüren da und dort ein vw Käfer für den Sonntagsausflug.

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